Restaurants geschlossen – Leere Tische! Das Corona Virus hat auch vor der 60 Milliarden schweren Gastronomie Branche nicht zurückgehalten. Jetzt endlich scheint sich nach und nach alles wieder zu öffnen – natürlich verbunden mit einem veränderten Alltag auch in unserer Branche.
In diesem Artikel wollen wir ein Gedankenanstoß geben, wie wir die Zukunft nach Corona sehen. Maurice Vleer

Gastronomie
und Corona

50%!

Sie sehen es in jedem Restaurant – der Mindestabstand zwischen den Tischen wird bereits jetzt erhöht. 1,50 Meter minimal, um so zumindest die rechnerische Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren zu senken. Die Betriebe, die es können, vergrößern sich in den Außenbereich – welcher auch von den Kunden priorisiert wird, aber diese Möglichkeit steht nun mal nicht jedem zur Verfügung. Für viele Betriebe heißt es deswegen: 50% machen auf! – jeder zweite Tisch bleibt geschlossen.

In den Medien sehen wir immer mehr Bilder von mit Absperrband gesperrten Tischen, oder Puppen, welche jeden zweiten Stuhl blockieren, um so an die Pandemie zu erinnern und an die Vorsicht der Kunden zu appellieren. Dieses nur teilweise öffnen, könnten sich zwar größere Betriebe eventuell erlauben – personelle Umstrukturierung wird wahrscheinlich leider nicht umgänglich sein, um weiterhin profitabel zu bleiben, allerdings vor allem kleine Gasthöfe und Restaurants stellt dies vor einen langen und qualvollen Weg – Dort wo man sowieso nur eine minimal Anzahl an Personal hat und so nicht sparen kann und nach einem kompletten Umsatz-Stopp nun auch langfristig gut 50% der Kundschaft wegfallen, werden Preiserhöhungen nötig sein um die Türen offen zu halten.

Wie lange diese Maßnahmen nötig sind ist schwer einzuschätzen – auch wenn Deutschlands aktive Fälle momentan relativ gut aussehen, muss man sich vor Augen führen, dass in unserer heutigen globalisierten Welt auch hohe Infektionen in USA, Brasilien und Russland schnell Auswirkungen auf uns haben können. Dennoch wird der halbe Betrieb nicht ewig andauern – solange heißt es also durchhalten!

Einmal zum Mitnehmen, bitte!

Der Trend „to Go“ boomt momentan wie nie zu vor! Viele Restaurants die sich vorher nur auf „Eat-in“ spezialisiert haben, kompensieren nun mit dem verpackten Essen zum Abholen oder haben sogar ihren eigenen Lieferdienst. Zusammen mit einfachen Smartphone Apps wird bequem vom Sofa bestellt und essen auf Rädern kommt schnell daher! So manches Restaurant hat sich nun auch zur ghost-kitchen gewandelt, also es wird nur gekocht und verpackt – gegessen wird woanders! Dies ist definitiv im Sinne jedes Infektiologen – isst man mit der Familie zu Hause sinkt das Infektionsrisiko des Essens Genuss praktisch gegen 0! Auch die von Lieferdiensten bestätigten Zahlen zeigen, dass auch eine Quarantäne kaum die Masse dazu bewegt Kochtutorials zu schauen oder Online Rezepte zu studieren!

Dennoch is(s)t es anders – es fehlt das Ambiente! Ein Sternerestaurant wird wohl kaum auf Einweg Plastik verpackte Lieferungen umspringen.

Plastik, Folie und Verpackung!

Genau dies bringt uns zu unserem nächsten Gedanken – Die Einwegverpackungen werden wieder zunehmen! Gerade letztes Jahr war es in Jedermanns Munde keine Strohhalme mehr zu nutzen und nun scheint das Thema Plastikmüll vergessen und verdrängt. Wer essen zum Mitnehmen wählt, bekommt neben der unumgänglichen Styroporverpackung häufig auch Einwegbesteck mitgegeben. Schön ist es sicherlich nicht – aber in Zeiten Covid’s ist das wohl das kleinere Übel, was akzeptiert wird. Desinfiziertes Besteck bleibt nun mal nur in Plastik eingeschweißt garantiert sauber – für diejenigen, die dann doch vor Ort essen häufig auch ein psychologisch beruhigendes Zeichen.

Desinfektion und Masken!

Neben dem sauberen Besteck gehört in zumindest naher Zukunft in jedem Restaurant die Händedesinfektion zum Alltag. Ebenso kommt der Alkohol nicht mehr nur in Gläsern auf die Tische – vielleicht etablieren sich Tisch Aufsteller, die dem Kunden zeigen „dieser Tisch ist frisch desinfiziert!“. Die Kunden wollen sehen, dass sauber und gut gearbeitet wird! Open Kitchens bekommen einen höheren Stellenwert denn je – kein Koch könnte unbemerkt auf mein Essen niesen! Kellner werden auch weiterhin länger mit Masken arbeiten – zu Einweg Handschuhen werden einige greifen, die sich selber mehr schützen wollen! Generell wird wohl vor allem der Gebrauch von Desinfektionsmittel einem Krankenhaus gleich werden – wie die Krankenpfleger zwischen jedem Patienten sich desinfizieren, müsste dies eigentlich auch nach jedem Tisch, nach jedem Teller, nach jedem Glas passieren. Alles was angefasst wird, ist eine sehr kleine, aber potentielle Ansteckungsquelle!

Kontaktloses Bezahlen!

Apple-, Amazon- und Google-Pay heißt es nun! Die Beschleunigung des bargeldlosen und kontaktlosen Bezahlens ist enorm! Für viele kleine Imbisse, Street Food Stores und Dönerbuden wird es sich langfristig lohnen, komplett auf der Basis „Cash ist trash“ zu bleiben. Anstatt nach Feierabend alles Bargeld zu zählen – was kumuliert eben auch ein großer Zeit- und damit Kostenaufwand ist – kann man alles jederzeit in Echtzeit nachverfolgen. Wer nicht mit der Zeit geht, verliert wertvolle Umsätze – Immer mehr Deutsche verlassen das Haus mit nur noch dem Smartphone bewaffnet!

Wenn das gewünschte Restaurant diese Zahlmethoden nicht unterstützt, gewinnt die Konkurrenz, denn die schläft nicht.

Trinkgeld und Arbeitnehmer!

Wer mit Karte zahlt, gibt selten Trinkgeld. Das wird auch in Deutschland so bleiben. Arbeitnehmern fehlt dadurch eine zusätzliche Einnahmequelle. Wenn sich die Situation einspielt, könnte das etwa bedeuten, dass Löhne generell erhöht werden?
Fraglich. Ein Blick nach China zeigt wie es auch hier aussehen könnte: über QR Code auch privates Trinkgeld per PayPal, Venmo oder Apple Pay verschicken! Diese technische Spielerei könnte vor allem jüngere Generationen erreichen und so das Trinkgeld retten, wenn auch wohl
eher mehr als Ausnahme anstatt der Regel. Dennoch – in Zeiten von Corona wird sicherlich die Würdigung der Arbeit steigen, Kunden werden gerne 10 Euro mehr bezahlen, wenn sie sehen dass das Personal alles dafür tut die Hygiene Standards hoch zu halten, und trotzdem ein freundlichen Ambiente zu schaffen.

Wer weiß?!

Vielleicht müssen sich viele auf eine besondere Nische spezialisieren, vielleicht wird es einen großen Anstieg an „Zero Waste Restaurants“ kein Müll, keine Verschwendung) geben?
Vielleicht werden die Menus in Zukunft einfacher gehalten, um günstiger und effizienter zu werden?
Vielleicht wird die Zukunft der Restaurants mit QR Bestellungen und Apps laufen, um Personal zu sparen?
Vielleicht wird mehr local Support betrieben, und mehr auf heimische Speisen gesetzt?
Vielleicht wird aber auch mehr diversifiziert auf komplett neue exotische Gerichte?
Vielleicht werden viele Restaurants die Türen für immer schließen müssen?

Oder vielleicht wird alles schon bald wieder so wie es war – es weiß einfach keiner was kommt.
Wir können nur sagen – Et es wie et es un et kütt wie et kütt.